Nov
17.
Gegenwart trifft Vergangenheit...
Eine Reise in das Mansfelder Land...mit den Augen des Thomas Müntzer gesehen...
Schnell hab ich mich mal in die Rolle von Thomas Müntzer begeben und als solcher meine Reise aus dem Rheinland in das Mansfelder Land angetreten.
Heute ist das Reisen ja nicht mehr so zeitaufwendig und mühsam wie zu meiner Zeit im Jahr 1524. Mit der Bahn konnte ich über Frankfurt am Main und Leipzig relativ schnell nach Halle an der Saale gelangen, dem ersten Treffpunkt der Teilnehmerinnen der Reise. Sehr bequem, die Deutsche Bahn, nur den angekündigten Fahrplan hält sie auch im Jahr 2024 nicht immer ein.
Die Gastgeber hatten als erste Unterkunft in Halle ein historisches Hotel ausgewählt, das Hotel Ankerhof, einen restaurierten ehemaligen Zollspeicher. Eine sehr schöne Herberge, direkt an der Saale gelegen. Beeindruckend, wie in der heutigen Zeit alte Gebäude wieder genutzt werden können.
Am nächsten Morgen war dann das Treffen mit den anderen Teilnehmenden am Bahnhof und die Weiterfahrt zu unserem zweiten Ziel der Stadt Eisleben. Nicht per Postkutsche sondern mit einem kleinen modernen Reisebus.
In Eisleben ist ja mein Mentor und späterer Widersacher Martin Luther gestorben.
In seinem Sterbehaus befindet sich heute das sehr interessante Luther Museum.
Ich konnte mir leider nur kurz zwei aktuelle Ausstellungen ansehen, gewidmet meinem Leben und Wirken im 15.Jahrhundert . Besonders Beeindruckend war für mich die Darstellung meines Lebens in Form von Comic Zeichnungen, außerdem die Sammlung von Thomas Müntzer Plakaten aus dem 20. Jahrhundert und zu guter Letzt die Mitmach - Ausstellung "1525! Aufstand für Gerechtigkeyt".
An interaktiven Stationen können die Besucherinnen Rollen der damaligen Beteiligten einnehmen und persönliche Entscheidungen treffen , und je nach Spielverlauf das Historische Geschehen entsprechen verändern.
Mein Resümee: Es lohnt sich für alle, nach Eisleben zu kommen und mehr Zeit für die Stadt und das Museum mitzubringen.
Weiter geht's nach Mansfeld.
Wir besichtigen Schloss und Burgruine ,dem Stammsitz der Mansfelder Grafen, meiner Widersacher. Die derzeitigen Gebäude stammen aus dem letzten Jahrhundert.
Es wird jetzt als Bildungsstätte genutzt und soll im nächsten Jahr im Rahmen des Bauernkriegs Jubiläums zu einem virtuellen Museum entwickelt werden. Besucher können dann die Geschichte des Schlosses auf eigene Faust erleben. -
Vom Burghof gibt es eine gute Aussicht auf die Stadt und die Kirche.
Am Nachmittag geht's weiter nach Allstedt. In dieser Stadt haben sich für mich wichtige Abschnitte in meinem Leben ereignet.
Im Schloss Allstedt hielt ich ja meine berühmte Fürstenpredigt. Zur Zeit wird das gesamte Schloss durch die Kulturstiftung Sachsen Anhalt saniert und zur Landesausstellung , die mir gewidmet ist, im Frühjahr 2025 teilweise wieder eröffnet.
Meine Predigt wurde mit Hilfe der neuen Drucktechnik breit veröffentlicht, was u.a. dazu geführt hatte, dass Luther nach Kenntnis des Textes sich auf die Seite der Fürsten stellte und so zu meinem theologischen Gegenspieler wurde. Er konnte die Fürsten überzeugen, mit einer Armee gegen die aufständischen Bauern anzutreten. Es sollte zu einer blutigen Schlacht kommen.
Zurück in der Stadt Allstedt wurde uns ein interessanten Projekt vorgestellt. Das Team der Bäckerei Meyer hatte auf Vorschlag des Fotografen Matthias Ritzmann einen Weltrekord aufgestellt. Der größte Mohnkuchen der Welt - mit meinem Bildnis - wurde gebacken. Unter großer Anteilnahme der Allstedter wurde die Aktion durchgeführt und ist nun sogar ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen -
Auch sind in Allstedt 2025 Kunstprojekte geplant. Im Rahmen des Kunstparcours, es geht hier um die Verortung des Themas "Gerechtigkeit", die durch sieben Künstler*innen aus Bildhauerei, Textilkunst, Keramik und Installation umgesetzt wird. Die Direktorin der verantwortlichen Kunststiftung Sachsen-Anhalt stellte uns einige Künstlerinnen persönlich vor. Die Eröffnung des Kunst Parcours ist für den 17. Mai 2025 geplant.
Mit dem Bus geht's jetzt weiter in meine Geburtsstadt Stolberg/Harz. Wir wurden herzlich von der Stadtführerin Frank im historischen Kostüm gegrüßt, sie stellte uns einige besondere Gebäude der Fachwerkstadt vor. Mit ihren Erzählungen führte sie uns zurück in meine Zeit, das 15.Jahrhundert. Stolberg wurde ja bereits 1252 erstmals urkundlich erwähnt, der Erzbergbau und die Fürsten zu Stolberg prägten die Fachwerkstadt im Harz im Mittelalter.
Mein Denkmal vor dem Alten Rathaus finde ich gut gelungen, ist es doch erst 1988 entstanden, noch zu DDR Zeiten und wurde zunächst von den Stadtbewohner nicht begrüßt.
Wir fahren zur letzten Station am heutigen Tag hinauf zu einer historischen Villa, sie wurde zu einem Romantik Hotel umgebaut. Mitten im Berg über der Stadt - Hotel FreiWerk - wir sind dort für zwei Tage sehr komfortabel untergebracht.
Beim gemeinsamen Abendessen mit Landrat Andre Schroeder aus Mansfeld - Südharz und einigen der 15 Ortsbürgermeisterinnen aus der neuen Gemeinde Südharz-Stolberg , sowie Vertreterinnen der Standtortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Suedharz und weiteren Gästen wurde für mich noch mal deutlich, wie bedeutend für diese Region mein Wirken vor 500 Jahren noch heute ist. Leider wird es erst jetzt - nach 500 Jahren - gebührend gewürdigt, sogar mit Landesweiten Veranstaltungen .
Ich war ja nicht der "Satan von Allstedt" sondern der " Reformator aus Stolberg" .
Der nächste Tag stand dann auch ganz im Zeichen meiner Geburtsstadt Stolberg. Sie wurde ja bereits 1225 erstmalig erwähnt und hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter entwickelt.
Das historische Stadtbild ist bis Heute erhalten, geprägt durch die Fürsten zu Stolberg und den mittelalterlichen Erzbergbau sowie den Handel .
Im Jahr 1529 wurde ich ja als Sohn eines Münzers geboren. Mein Geburtshaus ist leider im 19. Jahrhundert einem Brand zu Opfer gefallen, am gleichen Ort ist jetzt eine Gedenktafel angebracht.
In der Alten Münze befindet sich heute ein Museum. Derzeit wird es umgebaut, die neue Ausstellung zu meinem Gedenktag soll im Mai 2025 wieder eröffnet werden. Die Alte Münzwerkstatt ist trotz Umbau noch geöffnet, so konnte ich unmittelbar verfolgen wie noch in heutiger Zeit Münzen geprägt werden können.
Das Friedrichskreuz wurde im 19. Jahrhundert auf dem höchsten Berg Stolbergs zunächst als ein hölzernes Doppelkreuz errichtet. Kein geringerer als Schinkel hatte die entsprechende Baupläne erstellt. Später wurde es durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, vergleichbar dem Eifel Turm in Paris. Wir waren neugierig und wanderten den Berg hinauf, mit musikalischer Begleitung auf der "Straße der Lieder". Oben angekommen konnten wir eine Brotzeit im "Bergstuebl" einnehmen, ebenfalls nach einem Schinkel Entwurf errichtet .
Am Nachmittag stand dann die Besichtigung der Süßwaren Fabrik " Friwi" und ein Gespräch mit der derzeitigen Inhaberin Frau Walter auf dem Plan,
gefolgt von einem Spaziergang auf den Schlossberg und Führung durch das Schloss Stolberg oberhalb der Stadt. Es hat eine wechselvolle Geschichte und ist jetzt im Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, seit mehren Jahren wird es aufwendig saniert.
Auf dem Rückweg vom Schlossberg erfolgte noch eine kurzer Abstecher in die Martini Kirche.
1522 hielt ich hier eine Predigt in Deutscher Sprache. Heute ist das eine Kulturkirche. Wir nehmen an den Proben zum Theaterstück "Thomas Müntzer" teil. Über 60 Bewohner der Stadt sind aktiv beteiligt. Über soviel Engagement der Stolberger bin ich sehr beeindruckt.
Abschließend entdecken wir noch eine Spezialität in Stolberg, das kleine Zimmertheater "AndersWelt".
Das Ehepaar Jantosch organisiert hier thematische Abendessen und Theater Stücke, heute ist "Wilhelm Busch" Thema. Sehr, sehr amüsant ist das und sicher deshalb auch meistens gut besucht.
Ich erfahre, dass Im Juli 2025 die 4. Stolberger Sommerfestspiele auf der Wald Bühne stattfinden. Es werden unter großer Mitwirkung der Einwohner Stolbergs besondere Ereignisse aus meinem Leben dargestellt.
Am nächsten Morgen geht's weiter durch das Mansfelder Land, vorbei an den typischen Spitzkegelhalden aus der Bergbau Zeit nach Bad Frankenhausen in Thüringen. Hier fand ja die entscheidende Schlacht des Bauernkriegs 1525 statt.
Die Armee der Fürsten gewinnt und die Bauern werden vernichtet geschlagen. Ich konnte noch entkommen, werde aber später verraten und an den Grafen von Mansfeld ausgeliefert. Er unterzieht mich einem" Notpeinlichen Verhör" und einige Tage später wurde ich vor der Toren von Mühlhausen hingerichtet...
Bad Frankenhausen und Mühlhausen beteiligen sich auch an dem geplanten Veranstaltungsprogramm im nächsten Jahr . So wird sicher mit sehr vielen Darstellern die Schlacht im Jahr 1525 dargestellt.
Weiter besichtigen wir das dortige Panorama Museum mit dem 360 Grad Gemälde von Prof.Tuebke. eine sehr bedrückende Darstellung aus der Zeit der Bauernkriege, auf mehren Bildausschnitten wurde ich sogar in den Mittelpunkt gestellt.
Am Nachmittag geht's zurück nach Halle.
Hier treffen wir uns im Kunstmuseum Moritzburg mit Direktor Bauer-Friedrich.
Das Museum ist auch Teil der dezentralen Landesausstellung Sachsen Anhalt .
Früh Renaissance: Mitteldeutschland am Vorabend des Bauernkrieges
ab Frühjahr 2025 dann das Projekt "Planetarische Bauern" zusammen mit der Werkleitz-Gesellschaft e.V.
Viel zu schnell ist meine Reise in die Vergangenheit als Thomas Müntzer zu Ende gegangen.
Nach einer informativen Tour in angenehmer Gesellschaft, gefüllt mit vielen Erlebnissen, guten Gesprächen bin ich nun wieder in der Gegenwart angekommen.
Bevor ich meine Rückreise ins Rheinland antrete ein kurzes persönliches Resümee:
Das war nicht meine letzte Reise nach Sachsen Anhalt und in die Region Mansfeld Südharz.
Es lohnt sich, im nächsten Jahr die historischen Orte nochmal im Rahmen der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr 500 Jahre Bauernkrieg zu besuchen. Ich werde dann allerdings mehr Zeit mitbringen.
Von: J. Mohr Text und Bild
11.10.2024 bis 05.01.2025
Düsseldorf