>Die Frau sitzt unbewegt mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne
Ein Mann stürmt mit den Worten : „Du bist frei…“ auf sie zu und fordert sie auf mit ihm zu fliehen.
„Wer bist Du, dass Du es wagst so mit mir zu sprechen?“
„Ich war einmal Dein Mann… aber das war in einem anderen Leben…“<
( 1.Szene
Gräfin von Cosel, gespielt von Theresa Weissbach
und Graf von Hoyer, gespielt von Helmut Zierl)
*********
Ist dieser Anfang auch ungewöhnlich, überraschend, vielleicht auch zunächst unbegreiflich oder für die Historiker unter den Zuschauern enttäuschend, so baut sich mit dem Fortlauf der Handlung und dem zunehmendem Verstehen eine sich langsam steigernde Spannung auf.
Statt eines herkömmlichen Kostümspektakels in historisch vorgeschriebener Reihenfolge wird hier Geschichte in abweichender Form, unterschiedlicher Reihenfolge und aus unterschiedlichsten Gesichtspunkten gezeigt.
Für den “historisch bewanderten“ Zuschauer dürfte dies eine Herausforderung sein, denn nicht alle dargestellten Ereignisse sind mit den Überlieferungen identisch.
John von Düffel, der Autor des Stückes „die Mätresse des Königs“ hat, in Anlehnung an die sächsische Geschichte um August den Starken, ein modernes Drama um Liebe Macht und Intrigen geschrieben, welches vom erfolgreichen Regisseur Dr. Dieter Wedel gekonnt anspruchsvoll als Wechselspiel zwischen Historie und Moderne inszeniert wurde.
In Dresden, am Schauplatz einstiger sächsischer Macht, zeigt das von Wedel erstklassig zusammengestellte Ensemble bedeutender Schauspieler Schicksale, verstrickt in Macht, Intrigen, Mord, Sexbesessenheit, gepaart mit Liebe, die auch in unser 21. Jahrhundert passen.
Im Zwinger, vor der Kulisse des Wallpavillons, brillieren auf 800qm Spielfläche bekannte Schauspielgrößen wie Helmut Zierl, Natascha Paulick, Agata Buzek, Tom Quaas; Roland Renner.
Die gebürtige Zwickauerin Theresa Weißbach überzeugt mit ihrer kraftvollen und ausdrucksstarken Darstellung als Gräfin Cosel
In der Rolle des Königs August verkörpert der in Pirna geborene Götz Schubert zwar einen figurbetonten Sachsenkönig , überzeugt aber durch Mimik und Stimmgewalt. Götz Schubert ist bekannt aus Theater, Film und Fernsehen und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt für seinen Auftritt als Hitler in „Mein Kampf.“
Den Großkanzler Beichling spielt Gunnar Möller, der schon 1955 an der Seite von Lilo Pulver in dem Film „ Ich denke oft an Piroschka“ mitwirkte. Dirk Naumann, ehemaliger Intendant des Puppentheaters Dresden bemüht sich als Stabsarzt um seinen König.
Dirk Bach begeistert das Publikum als Hofnarr Fröhlich, dessen hintergründige Bemerkungen zum Nachdenken anregen
Doch jedes noch so gut besetzte oder inszenierte Theaterstück kann nicht bestehen ohne die fleißigen Helfer hinter den Kulissen.
178 Roben wurden von der Kostümbildnerin Ella Spate entworfen.
11 Schneiderinnen und unzählige weitere fleißige Hände fertigten, Hüte, Schleier und andere Accesoires.
Auf 8 Maskenplätzen werden die Künstler unter Anleitung der Chef -Maskenbildnerin Katharina Börner geschminkt.
Für die musikalische Produktion zeichnen sich Leo Gmelch, Bassposaune, Ludwig Auwald, Klavier, Gitarre, Richard Dana Laughlin
und für das Bühnenbild Jens Kilian verantwortlich.
Weitere unzählige technische Mitarbeiter, Kleindarsteller, Statisten tragen zum Gelingen jeder Aufführung bei.
Nach der als „gelungen“ zu bezeichnenden Premiere der ersten Zwingerfestspiele darf man hoffen, dass Petrus der Open Air Veranstaltung auch für die geplanten weiteren Vorstellungen gewogen bleibt, damit viele zufriedene Zuschauer über dieses neue Kulturevent, welches Dresden noch interessanter macht, berichten können.