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    10.

    Aktuelle Meldungen des CENTRUMS für REISEMEDIZINF...FSME-Risikogebiete in Deutschland

    Die Frühsommer-Meningoenzephalitis Erkrankung...

    SME – Risikogebiete in Deutschland
    Das Robert Koch-Institut hat im Epidemiologischen Bulletin 9/2025 vom 27. Februar 2025 den aktuellen Bericht zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland veröffentlicht, aus dem wir in der Folge auszugsweise zitieren. Jährlich erfolgt eine Aktualisierung, die Bewertung basiert auf den übermittelten Meldedaten. Der aktuellen Karte liegen die Erkrankungszahlen der Jahre 2002 bis 2024 zugrunde.
    Im Jahr 2024 wurden laut Bericht vom 27. Februar 2025 insgesamt 686 FSME-Erkrankungen übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten

    (Stand: 15.01.2025).

    Dies entsprach einer Zunahme von 44% gegenüber dem Vorjahr (478 FSME-Erkrankungen). Bei 59% der 2024 übermittelten Erkrankungen wurde ein klinisches Bild mit neurologischen Manifestationen einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis angegeben.
    Die durchschnittliche FSME-Inzidenz steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an und ist höher bei männlichen als bei weiblichen Personen (2023: 2,6 vs. 1,7 Erkrankungen/100.000 Einwohner). Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen fanden auch im Jahr 2024 in den Monaten Mai bis Oktober statt. Üblicherweise tritt die höchste Fallzahl im Juni auf, so auch 2024. Im Oktober gab es einen für den Herbst typischen zweiten Meldegipfel.
    Von den im Jahr 2024 übermittelten Fällen wurde bei 540 Fällen nur Deutschland als mögliches Infektionsland genannt. Bei 10 Fällen wurden zusätzlich dreimal Österreich, zweimal Frankreich und jeweils einmal Kroatien, die Philippinen, Polen, Spanien und Thailand als weitere mögliche Infektionsländer angegeben. Bei 22 Fällen wurden ausschließlich mögliche Infektionsländer außerhalb Deutschlands angegeben siebenmal Österreich, dreimal die Tschechische Republik, jeweils zweimal Italien, Polen, Schweden und die Schweiz und je
    einmal Amerika, Belarus, die Dominikanische Republik, Norwegen, Lettland, Portugal, Somalia und die Vereinigten Arabischen Emirate (Mehrfachangaben waren möglich). Für 113 Fälle (16%) wurde keine Angabe zum Infektionsland gemacht.
    Im Jahr 2024 lagen bei 498 Erkrankten (72,6%) Angaben zur möglichen Infektionsquelle vor.
    Davon gaben 339 Fälle (68,1%) einen Zeckenstich an, neun Fälle (1,8%) Rohmilchverzehr und acht Fälle (1,6%) sowohl einen Zeckenstich als auch Rohmilchverzehr. Bei 142 Fällen (28,5%) wurden weder Zeckenstiche noch der Verzehr von Rohmilch während des Expositionszeitraums angegeben.
    In den Risikogebieten besteht für Personen mit Zeckenexposition ein Erkrankungsrisiko, sodass Einwohnern sowie Touristen und auch beruflich Exponierten eine Impfung empfohlen wird. Die Bezugsgröße zur Risikoberechnung ist die kreisbezogene Inzidenz (berechnet aus sich überlappenden 5-Jahreszeiträumen). Außerdem wird auch die Impfquote in den Regionen erfasst. Mit steigender Impfquote ist zu erwarten, dass die Inzidenzen allein das Risiko nicht mehr zuverlässig abbilden. Auch weitere Einflussfaktoren (Infektionsvorkommen bei Tieren, Zahl der Zecken, Grad des FSME-Befalls bei Zecken) werden daher erforscht und zukünftig sicherlich zusätzlich bei der Risikoabschätzung berücksichtigt. Zu bedenken ist auch, dass die jeweiligen Kreise in ihrer Größe stark variieren und FSME-Herde häufig sehr kleinräumig sind.
    D. h. auch außerhalb der definierten Risikogebiete kommen durchaus FSME-Erkrankungen vor.
    [Kommentar CRM: Dies ist ein häufiger Kritikpunkt an der Darstellung nur der Risikogebiete, da es dann graphisch den Anschein hat, dass in den nicht markierten Kreisen überhaupt keine Übertragung stattfände und damit auch kein Risiko bestehe.]

    Im Vergleich zum Vorjahr sind 3 neue Risikogebiete dazugekommen, sodass momentan bundesweit insgesamt 183 Kreise als Risikogebiete deklariert sind:
    • 95 Kreise in Bayern (1 zusätzlicher Kreis: SK Augsburg)
    • 43 Kreise in Baden-Württemberg (unverändert)
    • 13 Kreise in Thüringen (unverändert)
    • 10 Kreise in Hessen (unverändert)
    • 10 Kreise in Sachsen (unverändert)
    • 5 Kreise in Brandenburg (1 zusätzlicher Kreis: LK Elbe-Ester)
    • 2 Kreise in Sachsen-Anhalt (unverändert)
    • 2 Kreis in Niedersachsen (1 zusätzlicher Kreis: LK Celle)
    • 1 Kreis in Nordrhein-Westfalen (unverändert)
    • 1 Kreis in Rheinland-Pfalz (unverändert)
    • 1 Kreis im Saarland (unverändert)
    In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sind nur folgende Kreise somit keine FSME-
    Risikogebiete:
    • Baden-Württemberg: SK Heilbronn
    • Bayern: SK Schweinfurt
    • Sachsen: SK Leipzig, LK Leipzig, LK Nordsachsen
    Die aktuellen Ergebnisse der für den Zeitraum 2002 – 2024 ausgewerteten Daten bestätigen somit weiterhin die Existenz größerer, weitgehend zusammenhängender FSME-Naturherde im Süden und in der Mitte Deutschlands, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen,im südlichen Thüringen und in Sachsen. Bemerkenswert ist, dass nach dem ersten sächsischen Risikogebiet im Jahr 2014 aktuell bereits zehn aller 13 sächsischen Kreise Risikogebiete sind.
    Die zwei im Jahr 2023 neu hinzugekommenen Risikogebiete in Brandenburg und Thüringen grenzen an bestehende Risikogebiete.
    Auch außerhalb dieser Risikogebiete treten Einzelfälle in nördlichen und westlichen Regionen Deutschlands auf. In den 1960er-Jahren war es zudem auch z. B. in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg vermehrt zu FSME-Infektionen gekommen. Während Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren nur noch Einzelfälle aufweist, gibt es in Brandenburg seit 2024 fünf Risikogebiete.
    Grundsätzlich sollte bei allen Outdoor-Aktivitäten auf schützende Kleidung und die
    Anwendung von Repellentien geachtet werden. Die Impfquoten sind auch in Risikogebieten eher niedrig und variieren stark. Die Impfquoten in Risikogebieten der Bundesländer, in denen die Mehrzahl der Risikogebiete liegt, betrugen 2022 bei Personen ab einem Alter von einem Jahr lediglich 22,1% (Bayern), 17,1% (Baden-Württemberg), 27,5% (Thüringen) und 17,6% (Hessen

     Seit dem Jahr 2013 sind die Impfquoten in fast allen Bundesländern leicht rückläufig. Erst ab 2019 ist ein möglicher ansteigender Trend sichtbar. In Sachsen, wo im Jahr 2014 das erste Risikogebiet ausgewiesen wurde, stieg die Impfquote zunächst stark an und fiel mit dem Hinzukommen drei weiterer Risikogebiete im Jahr 2018 deutlich ab. Seit 2019 stieg die Impfquote dort wieder und fiel 2022 leicht ab. In Niedersachen, wo im Jahr 2019 das erste
    Risikogebiet ausgewiesen wurde, zeigte sich in den Folgejahren bis 2021 eine deutliche Steigerung der Impfquote, die 2022 wieder etwas abfiel. In Sachsen-Anhalt zeigte sich eine
    deutliche Steigerung der Impfquote im Jahr 2022, nachdem 2021 das erste Risikogebiet ausgewiesen wurde. In Rheinland-Pfalz und im Saarland zeigte sich in den Jahren 2019/2020ein leichter Anstieg der Impfquote.
    Eine Steigerung der Impfquoten, insbesondere in Kreisen mit hoher FSME-Inzidenz, kann einen erheblichen Teil der Erkrankungen verhindern

    So erwarben 76% der 2.270 Fälle, die sich in den Jahren 2020 – 2024 in den 183 als Risikogebiet ausgewiesenen Kreisen infiziert hatten,ihre Erkrankung in nur 61 dieser Kreise mit der höchsten Inzidenz. In diesen 61 Kreisen mit höchster Inzidenz lag der Mittelwert der Impfquoten nur wenige Prozentpunkte über dem
    Mittelwert der Impfquoten in Risikogebieten mit niedrigerer Inzidenz. Eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in diesen Gebieten hätte ein erhebliches Präventionspotenzial.


    Weitere Details finden sich im Epidemiologischen Bulletin des RKI Nr. 9/2025:
    https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/09_25.pdf