Jul
05.
Der RDA zeigt so einmal mehr, dass er als internationaler Verband auch internationale und nationale Netzwerke zum Wohle seiner Mitglieder knüpft. Und hier kommt natürlich dem RDA-Workshop eine tragende Rolle zu. Denn, 700 Aussteller aus 40 Ländern, sprechen eine deutliche Sprache und die lautet: Der Reisebus ist das unverzichtbare Element der gesamten touristischen Angebotspalette und kommt in vielen Bereichen den immer differenzierteren Verbraucherverhalten entgegen.
Richard Eberhardt betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die persönliche Begegnung, das Gespräch auf Augenhöhe, die Vielzahl an neuen Kontakten oder aber das Pflegen der bestehenden – das sei, was diese Messe der Gruppen- und Bustouristik präge, um nicht zu sagen, ihr ein unverwechselbares Flair gibt.
Er machte deutlich, dass sich der RDA-Workshop in Köln weiter erneuert habe. „Das war und ist die Forderung unserer Mitglieder und dem haben wir uns gestellt. Viele von Ihnen waren bereits auch in Friedrichshafen dabei und konnten sich davon überzeugen, dass mit dem neuen Konzept, an 2 Standorten aktiv zu sein, lebhafte Bewegung in die Workshop Debatte gekommen ist.“
„Der Anfang war ein Erfolg und an diesem werden wir weiter arbeiten. Köln wird uns zeigen, ob wir richtig lagen und die europäische Bus- und Gruppentouristik auf diesen an Dynamik gewinnenden Zug aufspringt.“
Eberhardt dankte insbesondere seinen Vorstandskollegen Benedikt Esser und Heinrich Marti sowie allen Vorständen, dem Workshop Beirats-Vorsitzenden M. Schürmann und allen anderen Beteiligten, dass sie sich mit großer Verantwortung der Entwicklung des RDA-Workshops stellten.
Auch die erstmals auf einen dritten Workshop Tag angesetzte Jahresversammlung des RDA solle den eingeleiteten Erneuerungsprozess beschleunigen. So sollen ganz bewusst mehr aktive Mitglieder an den Entscheidungen beteiligt werden. „Wir brauchen deren Ideen, Einwände und konstruktive Kritik.“
Der RDA-Präsident brachte aber auch sein Bedauern über das Ergebnis des Votums der Briten bezüglich ihrer EU-Mitgliedschaft zum Ausdruck. Touristiker wollten nicht nur das einige Europa, sie brauchen es auch dringend. Drohende Szenarien einer erneuten Kleinstaaterei wären gerade für die Bus- und Gruppentouristik ein Rückschlag bis buchstäblich weit in die Steinzeit.
Der RDA-Vorstand hatte sich zudem gemeinsam mit dem Vorstand der EACT European Alliance for Coach Tourism aktuell und sehr zeitnah mit den Brexit-Auswirkungen beschäftigt. Eberhardt machte deutlich, dass die Arbeit auf nationaler Ebene und in Brüssel intensiviert werden müsse, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass es nur mit einem vereinten Europa vorwärts gehen könne. Aus RDA-Sicht müsse alles dafür getan werden, dass sich die EU reformiere. Gängelei, Bevormundung, Kirchturmdenken – damit müsse Schluss sein. In Brüssel muss man sich einfach offen und ergebnisorientiert die Frage stellen, warum die Mehrheit der Briten gegen die EU gestimmt hat. Das Nachdenken darüber muss ergebnisoffen erfolgen.
Die Arbeit der EACT habe sich vielfach segensreich erwiesen. So habe sie in letzter Minute verhindern können, dass ein gesetzlicher Mindestlohn für Reise-Busfahrer ausländischer Unternehmen in Frankreich zur Anwendung komme. Ein hartes Stück Arbeit, das nunmehr allen europäischen Kollegen zu Nutze komme.
Eberhardt beklagte aber auch die Einfahrtsbeschränkungen für Busse in europäische Metropolen. Willkürliche Einfahrtsgebühren in vielen Städten, vor allem in italienischen Kommunen, grenzten an moderne Wegelagerei. Ebenso wie die Bettensteuern: wenig Nutzen, hoher Aufwand und jede Menge Ärger.
Doch auch die Überlegungen zur Einführung von blauen Plaketten, die über 80 % aller Busse künftig die Einfahrt in die Städte verwehren würde, sei ebenfalls ein Riesenproblem. Es sei bitter notwendig, dass wieder auf ein Maß an Vernunft zurückgekommen werde, das notwendig sei, um Zukunft effektiv, sinnvoll und nachhaltig miteinander gestalten zu können.
Ferner machte der RDA-Präsident deutlich, dass sich gerade über der Bus- und Gruppentouristik sich unter dem schwerverständlichen Begriff der „gewerbesteuerlichen Hinzurechnung“ schwärzeste Wolken zusammenbrauten. „Wir werden nicht aufgeben, für unsere Interessen zu streiten und gegen die Pläne des Finanzministers aufzustehen. Es geht hier gerade im Mittelstand um Existenzen und bei den Großkonzernen um viele Arbeitsplätze, die auch ins Ausland verlagert werden können. Wir halten es für verantwortungslos, wie hier gegen jegliche Vernunft eine Position durchgedrückt werden soll, die letztlich dem Standort Deutschland nur schadet. An Sie, lieber Herr Dr. Frenzel, richten wir an die Bitte, treten Sie diesem Unsinn energisch entgegen und lassen Sie wieder Wettbewerbsgleichheit in Europa herstellen.“
Das laufende touristische Jahr bezeichnete Eberhardt als ein nicht unbedingt leichtes. Angst vor dem Terror, Wetterkapriolen und Großereignisse wie die EM hätten ihre Spuren hinterlassen. Doch der Workshop biete der Bus- und Gruppentouristik die Chance mit Schwung in die neue Saison zu starten. Mit dem Motto des „Meet the locals – authentisch Reisen“ werden nicht nur eine Entwicklung aufgegriffen, sondern es würden Trends gesetzt für eine Branche, deren Schicksal es sei, sich immer wieder neu erfinden zu müssen.
Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen überbrachte die Grüße von Herrn Minister Duin, der leider terminlich verhindert sei. Er betonte, dass der RDA-Workshop wunderbar in die internationale Messelandschaft des Landes passe. Sechs Millionen Besucher aus aller Welt kämen jährlich nach NRW, um auf einer der 100 internationalen Leitmessen Kontakte zu knüpfen und zu pflegen oder sich über Neuigkeiten und Trends eines Wirtschaftszweigs zu informieren.
„Dank der hervorragenden Infrastruktur des Landes unter anderem mit den beiden Großflughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn sowie seiner zentralen Lage und des dichten Autobahn- und Schienennetzes konnten Weltleitmessen hier auf Dauer angesiedelt werden. So wurden im Jahr 2014 in Nordrhein-Westfalen 15,5 Mio. Übernachtungen durch Geschäftsreisen generiert. Fast jede vierte Übernachtung war daher geschäftlich motiviert.“
Auf den verschiedenen touristischen Bühnen werde NRW heute viel intensiver wahrgenommen als früher. Dabei spiele die besondere Mischung aus pulsierender Urbanität und nahegelegenen wunderbaren Naturräumen, eine ganz wichtige Rolle. Dieser interessante Mix sei es auch, der die Reisedestination Nordrhein-Westfalen von den nationalen und internationalen Mitbewerbern unterscheide.
Über 900 Museen und 130 Bühnen machten das Land neben Paris und London zu einer der am dichtesten besiedelten und vielfältigsten Kulturregionen Europas. Dazu gehörten die fünf UNESCO-Weltkulturerbestätten der Kölner Dom, der Aachener Dom, die Zeche Zollverein in Essen, das Schloss Augustusburg mit dem Jagdschloss Falkenlust in Brühl und Schloss Corvey in Höxter.
Dr. Ralf Heinen, Bürgermeister der Stadt Köln, nannte den RDA-Workshop ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Tradition und innovativem Wandel: „Denn der RDA-Workshop kann bereits auf eine über 40-jährige Geschichte zurückblicken. Und gleichzeitig werden Sie auf Seiten des Verbandes nicht müde, sich immer wieder zu hinterfragen und neu aufzustellen.“
Heinen führte weiter aus: „Der Reisebus ist ein unverzichtbares Element der gesamten touristischen Angebotspalette, davon können wir uns hier in Köln nicht nur zu Zeiten von Großveranstaltungen überzeugen. Denn jedes Jahr sind es gerade Ihre Unternehmen, die zehntausende Besucher mit Bussen aus ganz Europa nach Köln bringen – und davon profitieren beide. Wir als Stadt und – das gestatten Sie bitte einem Bürgermeister zu sagen – vor allem die Besucher.“
Er gab ferner einen Ausblick auf die noch geplanten Projekte im Umfeld der Koelnmesse in den nächsten Jahren, wie die MesseCity, den Rheinboulevard als Flaniermeile am Fluss, das ehemalige Industriegebiet Coloneo und noch vieles mehr.
Das erklärte Ziel der Koelnmesse sei es, langfristig das attraktivste innerstädtische Messegelände der Welt zu schaffen und damit auch in Zukunft den passenden Rahmen für Messen, Events und Kongresse zu bieten.
Dr. Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), erläuterte, dass 2015 weltweit erstmals 1,2 Mrd. Touristen unterwegs waren. Gleichzeitig wurden 7,2 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen, mit dem Ergebnis, dass nun jeder 11. Beschäftigte weltweit einer Tätigkeit im Tourismus nachgeht.
Frenzel geht davon aus, dass sich angesichts des Terrors, eventuell die weltweiten Ziele ändern werden, doch auf Reisen verzichtet werde sicherlich nicht.
Der BTW-Präsident brachte auch sein Bedauern über den Brexit zum Ausdruck. Dieser gefährde den Grundkonsens in der EU. „Wir brauchen eine Identifikation mit Europa und eine stärkere Emotionalisierung.“
Vehement sprach sich Frenzel gegen eine Busmaut aus: „Hände weg von der Busmaut. Wir dürfen die Mobilität für einkommensschwache Haushalte nicht verteuern.“
Im Anschluss an die Eröffnung begleiteten zahlreichen Ehrengäste den RDA-Präsidenten beim Eröffnungsrundgang.
Dr. Günther Horzetzky, Klaus Laepple, DZT, Dr. Michael Frenzel und Richard Eberhardt
Reinhold Messner stellte auf dem RDA-Workshop seine aktuellen Messner Mountain Museen vor
v.l. Petra Hedorfer DZT, Michael Rabe und Dr. Michael Frenezel, beide BTW, sind regelmäßige Workshopgäste
Von: Anette Heinemann RDA