Feb
18.
Noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden nur einzelne Fälle des durch die Tigermücke übertragenen Dengue-Fiebers registriert. Heute zählt die Erkrankung zu den häufigsten Infektionen und tritt in fast allen Ländern der Tropen und Subtropen auf. Eine Untersuchung, die 2013 im renommierten Fachblatt Nature erschien, kommt zu dem Ergebnis, dass sich jedes Jahr weltweit etwa 390 Millionen Menschen mit dem Virus infizieren und etwa 96 Millionen an Dengue-Fieber erkranken. Auch das Chikungunya-Fieber wird durch die Tigermücke übertragen. Die Erkrankung war bislang vor allem in Asien und Afrika bekannt. Ende 2013 brach sie erstmals auf dem amerikanischen Kontinent aus und breitet sich dort seither rasant aus. Für Reisende wird konsequenter Mückenschutz immer wichtiger, da gegen beide Erkrankungen keine Impfungen und keine ursächlichen Therapien zu Verfügung stehen.
Die ersten Übertragungen von Chikungunya-Fieber auf dem amerikanischen Kontinent erfolgte im Dezember 2013 auf der karibischen Insel St. Martin. Seither breitet sich die Virusinfektion in der Karibik sowie in Süd- , Mittel- und Nordamerika aus. Bis zur ersten Februarwoche 2015 registrierte die Pan American Health Organization (PAHO) insgesamt rund 1,2 Millionen Verdachts- und 25 000 bestätigte Fälle in der Region. "Da auch beliebte Urlaubsdestinationen wie die Dominikanische Republik betroffen sind, erkranken vermehrt auch Reisende", sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts brachten im Jahr 2014 159 Deutsche die Erkrankung aus dem Urlaub mit, 2013 waren es nur 15. Auch der Import von Dengue-Fieber hat in den vergangenen Jahren zugenommen, 2013 wurden 878 Fälle gemeldet.
Dengue- und Chikungunya-Fieber werden von der Tigermücke übertragen und äußern sich ähnlich: Hohes Fieber, starke Gelenk- und Gliederschmerzen und allgemeine grippeähnliche Symptome. Oft werden die Infektionen außerdem durch einen Hautausschlag begleitet. "Für gewöhnlich heilen beide Erkrankungen folgenlos aus, können aber sehr langwierig verlaufen. Mitunter halten Gelenk- und Gliederschmerzen noch Wochen oder Monate nach Abklingen des Fiebers an", erklärt Professor Jelinek. Bei Dengue-Fieber kann es, vor allem bei mehrmaligen Infektionen, zu schweren Verläufen mit inneren Blutungen kommen. Reisende seien davon jedoch sehr selten betroffen, so der Experte.
"Ein Impfstoff gegen das Dengue-Virus ist in der fortgeschrittenen Erprobungsphase, die Verfügbarkeit ist aber noch nicht abzusehen", sagt Jelinek. "Die einzig mögliche Vorsorge gegen beide Infektionen besteht momentan in der Vermeidung von Mückenstichen". Da die Tigermücke überwiegend tagsüber und in der Dämmerung aktiv ist, sollten Reisende zu heller und möglichst geschlossener Kleidung greifen. Dunkle Kleidung lockt Mücken eher an. Da Moskitos durch dünne Materialien hindurchstechen können, kann es sinnvoll sein, feines Gewebe zusätzlich mit einem Insektenschutz zu imprägnieren. Zum Auftragen auf freie Hautstellen eignen sich Mückenschutzmittel mit dem Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Moskitonetze über dem Schlafplatz und an Fenster und Türen sind nachts als Schutz vor den Insekten ratsam.
Die Tigermücke hält sich bevorzugt in städtischen Gebieten auf - als Brutplätze dienen ihr etwa Abwasserkanäle oder Müllhalden. Mit der Urbanisierung und Verslumung insbesondere in den Schwellenländern gewinnt sie zunehmend Lebensraum. Mit dem internationalen Handels- und Tourismusverkehr wandert das anpassungsfähige Insekt auch in Länder außerhalb der Tropen und Subtropen ein: So wurde 2010 das Dengue-Virus in Kroatien und Südfrankreich übertragen. Im Winter 2012/13 brach die Krankheit auf der Atlantikinsel Madeira aus. Auch einzelne Fälle von Chikungunya-Fieber sind in Europa bereits aufgetreten.
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Von: CRM