• Jan
    14.

    Neues Jahr, neue Umweltzonen

    Deutschland
    Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) ist die Lage besonders hektisch. In vielen Städten stehen Dieselfahrverbote zur Diskussion. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der westfälischen Stadt Münster, wo vor dem hiesigen Oberverwaltungsgericht (OVG) in den ersten Wochen des Jahres 2020 gleich mehrere Vergleichsverhandlungen angesetzt sind. So wird das OVG am 14. Januar 2020 über Fahrverbote für die ehemalige Hauptstadt Bonn und die Ruhrgebietsmetropole Dortmund befinden.
    Die zweite Vergleichsverhandlung, die wie die bereits erwähnte Verhandlung ebenfalls auf eine zuvor eingereichte Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zurückzuführen ist, beschäftigt sich mit etwaigen Dieselfahrverboten für die Ruhrgebietsstädte Bochum, Hagen und Oberhausen als auch drei weitere Städte aus NRW: Düren in der Eifel, Paderborn und die Industriestadt Wuppertal.
    Ausgang dieser juristischen Vergleiche ist auch für andere Städte in der Bundesrepublik Deutschland von höchstem Stellenwert und Interesse: So könnten diese Entscheidungen nach Einschätzungen von Experten ein Fingerzeig und richtungsweisend für weitere, vergleichbare, nationale Rechtsstreite rund um das große Thema Fahrverbote sein. Bekommen wir also im nächsten Jahr acht neue Dieselfahrverbotszonen?

    Frankreich
    Frankreich ist gegenwärtig neben Deutschland das europäische Land mit den meisten Umweltzonen. Für 2020 stehen neue Fahrverbote an, manche Zonen werden ausgeweitet und auch verschärft.
    Das am Fuße des Mont Blanc gelegene Arve Tal führt im Zuge einer jährlichen Verschärfung im ersten Quartal eine zusätzliche permanente ZFE Zone für LKW mit einer Crit’Air Vignetten Pflicht (mindestens Euro 2/Euro 3) ein. Ab dem Jahr 2025 ist zudem geplant, nur noch ausschließlich Crit’Air 1 zu erlauben.
    In der ZCR Grenoble wird die Crit’Air 4 (mindestens Euro 4/Euro 5) dauerhaft verboten. Darüber hinaus wird die Zone vergrößert und umfasst daraus resultierend ab dem 1. Juli 2020 nunmehr 28 Kommunen.
    Die ZFE in Lille wird aller Voraussicht nach im kommenden Herbst der Öffentlichkeit präsentiert und 2021 dann wirksam eingeführt. Betroffene Fahrzeuge sind PKW, LKW und Wohnmobile.
    In Lyon startet ab dem 1. Januar 2020 eine permanente ZFE für LKW im Zuge einer Crit’Air Pflicht, wobei die Vignetten Crit’Air 4 und 5 (mindestens Euro 4/5) verboten sein werden. Im darauffolgenden Jahr 2021 wird das Verbot dann verschärft, was zur Folge hat, dass nur noch Crit’Air 2 (mindestens Euro 5/6) erlaubt sein werden.
    Die Stadt Nancy wird voraussichtlich im 1. bis 2. Quartal eine neue ZPA Zone bekommen. Diese wird temporär sein und beinhaltet bei Aktivierung wegen vorausgegangener Luftverschmutzungsspitze ein Verbot für jedes Kraftfahrzeug ohne Crit’Air sowie für Crit’Air 4 und 5 (mindestens Euro 4/5).
    Saint Etienne installiert Ende 2020 eine neue und permanente ZFE Zone, die allerdings nur LKW ab 3,5 t tangiert. Ergänzend hierzu besteht Crit’Air Pflicht (mindestens Euro 3).
    Die im Herzen Frankreichs gelegene Stadt Clermont-Ferrand schickt sich ebenfalls an, eine permanente Zone zu installieren, in welcher dann ab 2021 eine Crit’Air Pflicht bestände. Der Konjunktiv verrät es bereits: Weitere Details sind nach gegenwärtigem Stand noch gänzlich unbekannt und werden erst in Folge der nächsten Monate öffentlich kommuniziert.

    Schweiz
    In Genf wird am 15. Januar 2020 eine temporäre Umweltzone installiert. Im Falle einer Luftverschmutzungsspitze besteht dann die Pflicht der Stick’Air Plakette. Betroffen sind motorisierte 2-und 3-Räder, PKW, Wohnmobile, Busse und LKW. Besonderheit: Die Crit’Air aus Frankreich wird anerkannt. Für Kleintransporter und LKW besteht allerdings eine 2-jährige Übergangsfrist.

    Belgien
    Bei unseren belgischen Nachbarn liegt fahrverbotstechnisch 2020 die zweitgrößte Stadt Flanderns, Gent, im Fokus der Aufmerksamkeit. So wird es im Stadtgebiet eine komplett neue Umweltzone geben, in welcher für folgende Fahrzeugklassen eine Registrierungspflicht gilt: PKW, LKW, Wohnmobile und Busse. Fahrzeuge mit einem Dieselverbrennungsmotor brauchen mindestens Euro 4, die Benziner Euro 2.
    Der Registrierungsablauf wird der gleiche und einheitlich mit jenem in Antwerpen sein – ergo muss man sich nur einmalig für beide Städte anmelden – und ist dann auf der sicheren Seite. Eine Ausnahme gilt es allerdings auch hier zu beachten, denn in den Niederlanden und Belgien zugelassene Fahrzeuge sind schon automatisch registriert. Wer aber ein älteres Fahrzeug besitzt hat die Möglichkeit, sich die legale Einfahrt in diesen Zonen gegen eine zusätzliche Gebühr zu erkaufen.

    Niederlande
    Unsere Nachbarn Niederlande setzen bei der Deklarierung und Strukturierung ihres Umweltzonensystems neue Maßstäbe und werden es komplett überarbeiten. Diese Überarbeitung wird das Reglement aber vereinheitlichen und, nach Regierungsangaben, auch vereinfachen. Die Umstrukturierung wird bis 2025 abgeschlossen sein und dann vier verschiedene Umweltzonentypen beinhalten: gelb, grün, blau und lila.
    Gelb: Verbot für PKW, Wohnmobile und Kleintransporter mit Diesel Euronorm 2 oder weniger. 
    Grün: Verbot für PKW, Wohnmobile, Kleintransporter, LKW und Busse mit Diesel Euronorm 3 oder weniger. 
    Blau: Verbot für PKW, Wohnmobile, Kleintransporter, LKW und Busse mit Diesel Euronorm 4 oder weniger. 
    Lila: Verbot für LKW mit Diesel Euronorm 5 oder weniger.

    Ab dem 1. Januar 2020 werden in zwei Städten oben beschriebene Zonen installiert. In der Hafenmetropole Rotterdam werden am Jahresbeginn grüne Zonen aktiviert. Dort gilt dann ein Verbot für LKW über 3,5 t, obschon Kleintransporter jeglicher Euronorm wieder passieren dürfen.
    Im Laufe des kommenden Jahres 2020 folgen farbliche Zonen für weitere Städte wie die Universitätsstadt Maastricht mit ihrer grünen Zone für PKW, Wohnmobile und Kleintransporter. Zum Ende 2020 bekommen dann Arnheim (angesetzt ist das vierte Quartal 2020) und zum 1. November 2020 Amsterdam jeweils eine grüne Umweltzone. Die Hauptstadt mit den charismatischen Kanälen wird darüber hinaus ab 2022 eine lila Zone für LKW erhalten. Ab 2025 verschärft sich die Reglementierung („Null Emissionen“ LKW), so dass in der Folgezeit, aber spätestens ab 2030, nur noch Fahrzeugen mit Null Emissionen die Einfahrt gewährt wird.
    Den Haag wird eine gelbe Zone 2021 in Betrieb nehmen, im darauffolgenden Jahr (2022) kommt eine grüne hinzu. Ausgewiesenes Ziel ist es, bis 2030 nur noch emissionsfreie Kraftfahrzeuge auf den Straßen zu haben.
    Ab 2021 wird es für die Grenzstadt Nijmegen eine grüne Zone geben, genauere Informationen werden vorher bekannt gegeben.

    Großbritannien
    Die Hauptstadt London verschärft die Regularien ihrer LEZ ab dem 26. Oktober 2020: Ab dann ist für LKW über 3,5 t und für Busse über 5 t nur noch Euro 6 gestattet.
    Bristol versieht bis 2021 seine Altstadt, Teile der Autobahn M32, den Hafen und einen Teil von Hotwells mit Umweltzonen, und verbietet die private Nutzung aller Dieselfahrzeuge im Zeitraum von 7 und 15 Uhr. Bristol ist somit die erste Stadt Europas, die sämtliche Dieselfahrzeuge verbannt.
    Dundee, Edinburgh und Aberdeen planen für Ende 2020 und den Anfang des Folgejahres ebenfalls Umweltzonen, genaue Informationen diesbezüglich werden folgen.

    Spanien
    In Barcelona wird aus der temporären Umweltzone eine permanente werden. Gleichzeitig wird sie auf 95 km² vergrößert. Das Gebiet umfasst dann die Stadt Barcelona, sowie die Gemeinden Sant Adrià de Besòs, L'Hospitalet de Llobregat, Esplugues de Llobregat und Cornellà de Llobregat, die innerhalb der Ringstraße liegen. Die Zone gilt montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr. Verboten sind PKW, Wohnmobile, Kleintransporter mit Diesel Euro 3 und Benzin Euronorm 2. Auch Busse und LKW mit Benzin/Diesel Euro 3 oder geringer sind ausgeschlossen. Fahrzeuge, die diese erwähnten Kriterien in positiver Hinsicht erfüllen, müssen sich allerdings vorab registrieren und eine Distintivo-Ambiental-Plakette erwerben.

    Mehr unter

    www.green-zones.eu